HADAMAR-NIEDERZEUZHEIM. Fünf Tage war Niederzeuzheim im Ausnahmezustand. Aus dem Gastank einer Firma am Ortsrand entwich Gas, ein Haus explodierte, rund 700 Menschen mussten ihre Häuser verlassen ...

Niederzeuzheims Ortsvorsteher zieht nach dem Gasunfall Bilanz und sagt: Ich bin stolz auf die Bürger

Von Anken Bohnhorst

„Die Sache hatte das Format für eine Katastrophe“, sagt Ortsvorsteher Ewald Schlitt (parteilos). Dass es dazu nicht kam, liegt auch an den Bürgern, betont er. „Ich bin stolz auf die Niederzeuzheimer und ihren Zusammenhalt.“ Dass er selbst tagelang als Krisenkoordinator auftrat, findet er selbstverständlich.

Tatsächlich zögerte Schlitt nicht lange, klemmte sich seine Mobiltelefone an die Ohren und organisierte – auch in seinem eigenen Unternehmen. Die Firma liegt nur ein paar Meter außerhalb des abgesperrten Gebiets, sagt er. Einige Mitarbeiter waren besorgt und berichteten von Gasgeruch. Daraufhin habe er den Betrieb mit 50 Angestellten für zwei Tage geschlossen. Er habe ein „Kopfkino“ vermeiden wollen, zumal in der großen Wiese am Ende der Borngasse, mehrere hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt, Gas gemessen worden sei. Das Grünland liegt tiefer, und „möglich war alles“, so Schlitt. Trotzdem hätten die meisten seiner Mitbürger einen klaren Kopf bewahrt. Nur eine Schrecksekunde habe er am ersten Tag in der Mehrzweckhalle bei einigen Familien miterleben können. Sie hatten ihre Häuser verlassen müssen und sollten sich im Saal einfinden. Da saßen sie dann, waren aufgeregt und wussten nicht weiter, und da habe er gesagt, „ihr müsst hier nicht sitzen, ihr könnt raus und weg – am besten so weit wie möglich“.

Fast alle Betroffenen hätten sich daraufhin private Unterkünfte oder Hotelzimmer gesucht, sagt Schlitt, und dass da ein Hotel in Hadamar „sehr entgegenkommend“ gewesen sei und auch Familien samt ihren Haustieren aufnahm, auch das müsse mal erwähnt werden, findet er. Ebenso wie der Einsatz der Postzustellerin. Auch sie handelte pragmatisch, sammelte die Sendungen in ihrem Postauto und lieferte erst nach der endgültigen Entwarnung am vergangenen Wochenende aus. Rücksendungen gab es nicht. Erwähnt werden muss Schlitt zufolge auch das Engagement, das aus der Region kam. Etwa von Alfred Enk aus Oberzeuzheim und Max Stillger, die für die Einsatzkräfte mehr als 300 Essen lieferten.

Verpflegt worden seien die Helfer im Sportheim der TSG Niederzeuzheim, die ihr Haus sofort zur Verfügung stellte, sagt Schlitt. Alternativ hätte die Stadtverwaltung kurz darüber nachgedacht, ein Zelt auf dem Reitplatz aufzustellen und dort die Einsatzleitung unterzubringen. Aber das Sportheim war ideal, so der Ortsvorsteher, auch für die „Schlüssel-Aktion“: Um mögliche Gaskonzentrationen in den Häusern messen zu können, benötigten die Feuerwehrleute die Haustürschlüssel, und die konnten im Sportheim bis abends und am nächsten Tag frühmorgens abgegeben werden. Da habe er die Verwaltung „sehr flexibel und bürgernah“ erlebt, sagt Ewald Schlitt. Auch das Abholen der Schlüssel verlief schnell und effizient. Ab Samstagvormittag konnten die Niederzeuzheimer wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Schlitt spricht von einem „geordneten Auszug und Wiedereinzug“.

Die reibungslose Organisation bestätigt Kreisbrandinspektor Frederik Stahl. „Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte haben hervorragende Arbeit geleistet“ – weit über die „normale Belastungsgrenze“ hinaus. So hätten etwa einige Feuerwehrleute nachts die Anlage und die Sperrzone gesichert und seien am nächsten Tag wieder ihrer regulären Arbeit nachgegangen. Auch jene Arbeitgeber, die mehrere Tage auf ihre Kollegen verzichten mussten, hätten sich überaus kooperativ verhalten. „Es war eine besondere Situation“, sagt der Kreisbrandinspektor. Er selbst habe bislang „nichts erlebt in einer vergleichbaren Dimension“.

Welche wirtschaftliche Dimension der Zwischenfall für die Bürger hat, könne er nicht beziffern, sagt Ortsvorsteher Schlitt. Dass ein Haus explodiert und dessen Besitzer verletzt wurde, sei unendlich tragisch. „Das ist klar.“ Aber wie es für jene ausgeht, die die verdorbenen Lebensmittel aus den Tiefkühltruhen entsorgen mussten und die tagelang nicht an ihren Arbeitsplatz konnten, weiß er nicht. Die Firma, auf deren Gelände der defekte Gastank steht, habe Entschädigungszahlungen angekündigt, sagt der Ortsvorsteher. Wirklich vorbei sei die Sache noch lange nicht. Nur an der ganz großen Katastrophe sei Niederzeuzheim und seine Bürger „gerade noch so vorbeigeschlittert“.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


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