Mittelhessen.de Merenberg. Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis werben ab Donnerstag mit einer Imagekampagne um neue Mitglieder. Warum, erklärt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Thomas Schmidt. Der Merenberger ist neben seinem Beruf und der Arbeit im Verband auch aktiver Feuerwehrmann ...

Thomas Schmidt, Verbandsvorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, aus Merenberg erklärt, warum die Wehren schon heute an morgen denken sollten. (Foto: Sauer)
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Thomas Schmidt, Verbandsvorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, aus Merenberg erklärt, warum die Wehren schon heute an morgen denken sollten. (Foto: Sauer)

KAMPAGNE Die Freiwilligen Feuerwehren werben zwei Wochen für sich im Kreis

VON ULRIKE SAUER

Herr Schmidt, hat die Feuerwehr im Landkreis Limburg-Weilburg denn ein Imageproblem, wenn sie eine Imagekampagne startet?

Thomas Schmidt: Nein, definitiv nicht. Das heißt aber nicht, dass man es nicht immer wieder verbessern kann. Der Beruf des Feuerwehrmannes ist zum wiederholten Male als der vertrauenswürdigste gewählt worden. Dies kommt nicht von ungefähr und hängt unbedingt auch mit den Leistungen der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen zusammen. Darauf sollten wir uns aber nicht ausruhen. Deswegen starten wir unsere kreisweite Kampagne am 18. September.

Was ist das Ziel der Kampagne neben der stetigen Verbesserung des Ansehens der Feuerwehr?

Schmidt: Wir starten die Kampagne "Alle brauchen die Feuerwehr - die Feuerwehr braucht dich" im Landkreis nicht, weil wir zu wenige Mitglieder haben. Aber wir blicken in die Zukunft. Da wird der demografische Wandel auch nicht an den Freiwilligen Feuerwehren vorbeigehen. Deswegen müssen wir schon heute etwas tun, damit sich das morgen nicht negativ bemerkbar macht.

Wie wollen die Freiwilligen Feuerwehren es konkret schaffen, neue Mitglieder für ihre Einsatzabteilungen zu werben?

Schmidt: Durch die persönliche Ansprache. Wir haben in der Vergangenheit gemerkt, dass Flyer und Plakate allein nicht ausreichen. Ab Donnerstag geben die Feuerwehren vor Ort Einblicke in ihre Arbeit.

Seit wann planen Sie mit den Freiwilligen Feuerwehren diese Kampagne?

Schmidt: Ende 2013 haben wir mit den Planungen begonnen und mit allen Einsatzabteilungen, die sich beteiligen wollten, Ideen gesammelt. Dass alle Vorschläge, die damals gemacht wurden, tatsächlich in die Tat umgesetzt wurden, hätte ich nicht gedacht.

Welches Fazit können Sie nach einer so langen Phase bereits ziehen?

Schmidt: Viele Freiwillige Feuerwehren haben uns ein positives Feedback gegeben, weil sie mit in die Planung einbezogen wurden, es aber keinen verpflichtenden Charakter hatte. Die Fachbereiche des Kreisfeuerwehrverbandes sind allerdings persönlich und personell an ihre Leistungsgrenze gestoßen. Denn jeder macht das nur ehrenamtlich.

Wie viele Feuerwehren beteiligen sich ab dem 18. September bis Anfang Oktober an der Imagekampagne?

Schmidt: Deutlich über die Hälfte machen mit.

Warum lohnt es sich, sich aktiv in der Einsatzabteilung einer Feuerwehr einzusetzen?

Schmidt: Weil sich jeder mit seinen Fähigkeiten und Talenten einbringen kann. Man trifft gleich gesinnte Menschen und kann sich ein Stück weit selbst verwirklichen. Jemand, der technisch interessiert ist, wird bei der Feuerwehr in diesem Bereich gefördert. Jemand der andere Talente hat, erhält die Gelegenheit, genau jene auch einzusetzen. Natürlich gehört es dazu, Brände zu löschen oder Verletzte zu retten. Aber niemand wird gezwungen, über seine Grenzen hinauszugehen. Es gibt auch in der Feuerwehr Menschen, die kein Blut sehen können oder nicht schwindelfrei sind.

Wer gar nicht in seinem Heimatort oder in der Nähe arbeitet, kann doch nicht aktiv an Einsätzen teilnehmen. Wie kann er der Feuerwehr trotzdem helfen?

Schmidt: Wir sind in Hessen diesbezüglich schon weiter als andere Bundesländer. Tagsüber können die Mitglieder ihren Dienst auch in der Feuerwehr am Arbeitsort tun. In Merenberg haben wir beispielsweise rund 30 Feuerwehrangehörige. Zehn davon wohnen nicht hier, arbeiten aber vor Ort. Diese Menschen muss man natürlich auch ansprechen und auf ihre Möglichkeiten hinweisen. Hinzu kommt, dass sie auch mit den Kameraden vor Ort üben müssen. Denn zum einen muss man das Gerät vor Ort kennen. Zum anderen ist die Gemeinschaft in der Einsatzabteilung das A und O. Jeder muss wissen, wie der andere tickt und was dem Einzelnen zuzutrauen ist.

Das klingt fast nach einer eingeschworenen Gemeinschaft. Ist es nicht gerade für Erwachsene schwer, zu einem eingespielten Team zu stoßen?

Schmidt: An dieser Stelle sind maßgeblich die Führungskräfte gefragt. Sie müssen das Klima in einer Mannschaft so fördern, dass Neuankömmlinge integriert werden. In vielen Jugendfeuerwehren funktioniert das über das Patensystem schon gut. Jeder neue bekommt einen Paten zur Seite gestellt, der ihn einweist.

Was erwartet den Neuling in einer Einsatzabteilung?

Schmidt: Neuankömmlinge bekommen keinen Ausbildungsplan in die Hand gedrückt. Das wird individuell geregelt. Ausbildung muss sein, aber jeder muss nicht alles können. Je breiter die Feuerwehr aufgestellt ist, desto breiter ist auch die Ausbildung. Die Ausbildung ist ein wichtiges Element, denn sie schafft Sicherheit.

Welche Ziele hat sich der Verband für die Zukunft gesetzt? Gibt es Gruppen, die gezielt angesprochen werden sollen?

Schmidt: Die Feuerwehren sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Aber in den Einsatzabteilungen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Nur zwölf Prozent sind derzeit weiblich. Dort wollen wir ebenfalls ansetzen, aber wir sind nicht auf Zielgruppen ausgerichtet.

Wieso gerade Frauen?

Schmidt: Sie bringen andere Talente mit. Sobald Frauen in einem Team sind, verbessert sich das Klima. Frauen haben oft eine andere Art, mit ihren Mitmenschen umzugehen. Und auch wenn die Geräte schwer sind: Frauen gleichen die eventuell fehlende Kraft mit einer großen Portion Energie aus. Außerdem gibt es Aufgaben für diejenigen, die das möchten, die körperlich leichter sind.

Gibt es etwas, das sich die Feuerwehrleute von den Kommunen, für die sie ehrenamtlich tätig sind, wünschen?

Schmidt: Das Administrative nimmt immer weiter zu. Da sollten die Kommunen künftig noch mehr unterstützen. Die Leute haben immer weniger Zeit und müssen sich dann noch mit Bürokratie, Gerätepflege oder Putzdiensten beschäftigen. Dieses muss weg vom Ehrenamt, damit die Arbeit in einer Einsatzabteilung weiter Spaß macht und nicht frustriert. Außerdem ist die persönliche Wertschätzung wichtig. Wenn ein Politiker seinen ehrlichen Dank authentisch vermitteln kann, ist einem Feuerwehrmann schon viel geholfen. Und auch in Zeiten knapper Gemeindekassen sollten Bürgermeister keine Diskussionen über die Notwendigkeit einer Ausrüstung beginnen. Feuerwehrführungskräfte können durchaus das Wünschenswerte vom Notwendigen unterscheiden und dies im Zeitalter knapper kommunaler Kassen berücksichtigen. Eine gute Ausrüstung ist schließlich eine Art Lebensversicherung.

Zur Kampagne:

Nach der Auftaktveranstaltung am Donnerstagabend in Mengerskirchen finden ab Samstag, 20. September, bis Samstag, 4. Oktober, verschiedene Aktionen der Freiwilligen Feuerwehren vor Ort statt. Unter anderem werden die Bürger gezielt angesprochen, die Feuerwehren öffnen ihre Türen, und es finden Übungen der Wehren statt. Was sich wann wo ereignet, steht auf der Seite www.steig-ein.info.

Dokumenten Information
Copyright © mittelhessen.de 2014
Dokument erstellt am 17.09.2014 um 16:18:00 Uhr
Letzte Änderung am 17.09.2014 um 17:45:51 Uhr

Hinweis: Verwendung der Artikel vom Weilburger- bzw. Nassauer Tageblatt mit freundlicher Genehmigung von Mittelhessen.de.

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